#JedenTagEinAntrag: PA299 Piraten bekennen sich zum Pluralismus des Zusammenlebens

Gastbeitrag von Miriam Seyffarth 

Der Antrag:

Der Antrag PA299 Piraten bekennen sich zum Pluralismus des Zusammenlebens fordert eine rechtliche und gesellschaftlich anerkannte Gleichstellung aller Beziehungs- und Familienmodelle, unabhängig von der Anzahl der beteiligten Personen oder ihrer geschlechtlichen Identität oder Orientierung. Vorbild soll das fanzösische PACs-Modell, eine Art ziviler Solidarpakt (“Wir übernehmen füreinander Verantwortung”) sein.

Warum der Antrag toll ist:

  • Er ist glasklar formuliert, knapp und deutlich, so liebe ich Texte.
  • Kein Wunder, er ist ja auch durchs Liquid gegangen.
  • Er steht fast exakt so bereits in unserem Grundsatzprogramm, was ich nicht schlimm finde, mit der Aufnahme ins Wahlprogramm können wir den Menschen auch im Wahlkampf erklären, wofür wir uns einsetzen wollen. Daher sollte es eigentlich auch keine langen Diskussionen auf dem BPT geben, denn dass wir das im Prinzip wollen, darüber haben wir uns ja bereits verständigt, steht ja schon im Programm.
  • Er entspricht der aufgeschlossenen und liberalen Geisteshaltung der Piraten und der Idee der Gleichberechtigung aller Menschen.

Fazit:

Ich bitte Euch sehr, diesen Antrag anzunehmen.

#JedenTagEinAntrag: SÄA015 Streichung von Mitgliedern

Gastbeitrag von Miriam Seyffarth

Der Antrag:

Der Satzungsänderungsantrag SÄA015 Streichung von Mitgliedern  von Michael Ebner will uns eine Möglichkeit geben, Mitglieder, welche über einen längeren Zeitraum ihre Beiträge nicht zahlen und als Phantome in der Datenbank vor sich hin schimmeln, sauber aus dem Mitgliederverzeichnis zu streichen.

Warum wir den Antrag brauchen:

  • Weil große Teile unserer Mitglieder Menschen sind, die irgendwann mal beigetreten sind und seit 3 Jahren ihre Beiträge nicht gezahlt haben. Phantommitgliedschaften bescheren uns Ärger wie z.B. höhere Quoren für Parteitage, wenn es in den Satzungen der entsprechenden Gliederungen heißt “… wenn mindestens 10 % der Mitglieder…”.
  • Hinzu kommt, dass es uns eine Menge Geld kostet, diese Mitglieder immer wieder zu Parteitagen einzuladen, obwohl sie keinen Fuck geben, da eine Nichteinladung von regulären Mitgliedern zu einer Anfechtung eines Parteitages führen kann.
  • Außerdem nervt es und wird uns von der Presse immer wieder unter die Nase gerieben, dass wir keinen Modus haben, mit unseren Nichtzahlern umzugehen.

Alternativantrag:

Der SÄA028 Streichung von Mitgliedern (Zuständig: Bundesverband) von Klaus Peukert ist mit dem SÄA015 komplett identisch, einziger Unterschied besteht darin, dass der Bundesvorstand für die Streichungen zuständig sein soll, und nicht der Vorstand der einzelnen Untergliederung, welche das Mitglied aufgenommen hat. Dieser Antrag ist ebenso annehmbar und mir ist es latte, wer das mit dem Streichen macht.

Fazit:

Auf diesen Antrag haben die Verwaltungspiraten Eurer Gliederungen schon immer gewartet. Tut ihnen und uns allen einen Gefallen und beschließt das Ding einfach. Dafür, duh! SÄA015 und SÄA028 sind für mich gleichermaßen gut.

Warum ich die Selbstverpflichtung gefährlich finde

Gesten haben ein paar Piraten mit Blick auf die bevorstehende AV eine Selbstverpflichtungs-Erklärung ins Wiki gestellt.

Ich war gestern abend sehr aufgebracht. Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, bin ich immer noch aufgebracht, aber in der Lage zu erklären, warum.

Ich befürchte folgendes Szenario:

Schritt 1: Selbstverpflichtung

Wir stellen eine Liste ins Wiki. Da kann sich ja eintragen, wer mag.
Los.
Ist ganz freiwillig 🙂

 

 

Schritt 2: “Druck aufbauen“

Sofort heisst es, die Aktion sei da, um Druck aufzubauen.

Na, nun mach schon:

Innerhalb wenige Stunden werden Nichtunterzeichner implizit als Weicheier bezeichnet.

Aber nee, klar. Ist total freiwillig.

Es baut sich also soviel Druck auf die Nichtunterzeichner auf, dass sie plötzlich unter Rechtfertigungszwang stehen.

Und dann unterschreibt man eben. Ist leichter, als zu erklären, warum man nicht unterschrieben hat. Kann ja auch später keine überprüfen, ob man auch dran gehalten hat. Geheime Wahl, und so.

Schritt 3: OMG, $anzahl Piraten hat unterschrieben \o/

Plötzlich stehen also 93.538 Piraten auf der Liste. Juhu! Wir schicken Frauen in den Bundestag!
Und wir brauchen auch keine Quote mehr! Yay!
Und wir brauchen auch keine Ursachenforschung mehr betreiben. Ist doch alles takko. Ham ja alle unterschrieben.

Schritt 4: Wählen

Derselbe LV, der sich zu Postgender bekannt hatte und trotzdem einen rein männlichen LaVo gewählt hat, wählt dann eine Liste.
Kein Problem, sind ja alle selbstverpflichtet.
Und mit Pech haben wir uns so sehr einlullen lassen, dass wir keine anderen Vorkehrungen getroffen haben.
Wahrscheinlich haben wir zu Beginn der AV ein paar Verfechter von Quoten und anderen Massnahmen weggelacht. Was soll das denn auch? Es haben sich doch drölfizighundert Piraten verpflichtet, nur Frauen auf die ersten Plätze zu wählen.

Schritt 5: Penen im Überfluss im Bundestag

 


 

Versteht mich nicht falsch: ich traue den Eltern der SV sehr wohl zu, dass sie das ernst meinen und das tatsächlich durchziehen.
Aber die Sache fängt jetzt schon an, eine Eigendynamik zu entwickeln.
Es bringt hier *gar* nichts, Druck aufzubauen. Wenn Leute nur aus Pflichtbewusstsein unterschreiben, ohne von der Sache überzeugt zu sein, schiessen wir uns mit der Aktion mehrfach in den Fuss.
Wir wiegen uns in Sicherheit.
Wir kriegen einen verschobenen Eindruck vom zurkünftigen Wahlverhalten des LV.
Wir nehmen Verfechtern anderer Ansätz die Legitimität ihrer Arbeit.

#JedenTagEinAntrag: PA457 Transparenz des Staatswesens – Staatsanwaltschaften und Polizei

Gastbeitrag von Miriam Seyffarth

Der Antrag:

Auch der Antrag PA457 “Transparenz des Staatswesens – Staatsanwaltschaften und Polizei” ist von Monika Belz eingereicht worden, basiert aber auf einem Antrag vom BPT 2011.2 von Eberhard Zastrau.

Der Antrag fordert eine Stärkung der Unabhängigkeit der Staatsanwaltschaften, die Einrichtung unabhängiger Beschwerdestellen für Polizei-Übergriffe und eine allgemeine Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamte.

Der Absatz zur Kennzeichnungspflicht steht so wörtlich bereits in unserem Grundsatzprogramm, aber dies ist ja ein Antrag zu unserem Wahlprogramm, doppelt schadet meiner Meinung nach nicht, die Leute sollen ja wissen, wofür wir uns in der nächsten Wahlperiode konkret einsetzen wollen. In einigen Bundesländern ist die Kennzeichnungspflicht auch bereits umgesetzt, jedoch nicht in allen, und auch für die Bundespolizei gilt sie noch nicht.

Vergleichbarer Antrag:

Der Antrag PA579 “Unabhängige Beschwerdestelle zur Untersuchung von Polizeifehlverhalten” geht im Prinzip in die gleiche Richtung, allerdings ist die Forderung hier nur auf die Einrichtung einer unabhängigen Beschwerdestelle beschränkt, was aber auch schon ein großer Fortschritt wäre.

Warum der Antrag so gut und wichtig ist:

  • Der Antrag will Instrumente und Kontrollmechanismen gegen Polizeigewalt und -Wilkür schaffen. Sicher habt Ihr im letzten Jahr die verschiedenen Fälle von Polizeigewalt in den Medien verfolgt (die verprügelte Familie in Rosenheim, welche wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angeklagt wurde, jetzt der neue Fall “Ihr seid hier nicht in Afrika” und so viele mehr). Es ist offensichtlich, dass wir Mechanismen brauchen, um die Bürger*innen vor solchen Übergriffen zu schützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, hinterher gegen solche Übergriffe vorgehen zu können.
  • Ich finde den Antrag von Eberhard etwas besser als den PA579, weil seine Überlegungen weitergehender sind und auf mehr Aspekte eingehen. Dennoch wäre ich auch über die Annahme des PA579 nicht böse, auch das ist ein guter Antrag.

Fazit:

Dies ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Anträge: Es geht hier darum, die Menschen vor Polizeigewalt und -Willkür zu schützen und jeden Tag gibt es Übergriffe, wo ich mir wünsche, dass diese Forderungen bereits umgesetzt wären. Bitte stimmt unbedingt für diesen Antrag!

 

PS: In Memoriam Eberhard Zastrau:

Eberhard Zastrau ist am 22.05.2012 gestorben. Er hat uns eine Fülle von Anträgen im Liquid und in unseren Parteiprogrammen beschert. Auf dem Blog des LV Berlin findet Ihr einen Nachruf, auf der letzten Landesmitgliederversammlung Berlin wurden auch ein Nachruf und eine Gedenkminute  für ihn abgehalten. Auf dieser Wikiseite sind Anträge gesammelt worden, welche nicht mehr zu Eberhards Lebzeiten auf Bundesparteitagen abgestimmt werden konnten. Monika Belz hat sich dankenswerterweise die Mühe gemacht, etliche davon für den anstehenden #BPT122 erneut einzureichen, vielen Dank dafür! Eberhards Anträge haben sich immer dadurch ausgezeichnet, dass sie durchs Liquid gegangen sind und klar und deutlich formuliert waren.

 

Mein subjektives Antrags-Best-Of

Gastbeitrag von Miriam Seyffarth

Disclaimer:

  • Ich habe jetzt nur aus den Anträgen ausgesucht, mit denen ich mich etwas intensiver beschäftigt habe, sehr viele weitere Perlen schlummern weiterhin im Antragsportal und werden von mir wahrscheinlich gar nicht oder erst in den nächsten Tagen entdeckt werden.
  • Nach welchen Kriterien ich Anträge ausgesucht habe:
  • 1) Wer kann sich schon alle Anträge durchlesen und sich eine Meinung bilden? Genau, deswegen hat Laura ja auch die Aktion #JedenTagEinAntrag ins Leben gerufen, die ich mit hysterischer Begeisterung unterstütze. Tatsächlich bin ich dank dieser Aktion auf Anträge aufmerksam geworden, die Leute verbloggt haben, die ich sonst sicher nie gefunden hätte.
  • 2) Zusätzliches Kriterium: Filterbubble. Natürlich wird man eher auf Anträge aufmerksam, über die man sich mit Leuten im RL unterhalten hat oder die durch die eigene TL gespült werden. Viele gute Anträge sind mir sicher entgangen.
  • 3) Es gibt eine Reihe von Anträgen, über die ich viel Gutes gehört habe, die hohe Zustimmung im Liquid bekommen haben, bei #JedenTagEinAntrag positiv hervorgehoben wurden oder von Leuten verfasst sind, denen ich großen Sachverstand zutraue. Von vielen Themen (wie beispielsweise Wirtschaft) habe ich aber keine Ahnung, und kann daher auch kein qualifiziertes Urteil darüber abgeben, ob ein Antrag gut ist oder nicht. Deswegen habe ich mich auf Anträge beschränkt, bei denen ich das Gefühl habe, dass ich deren Qualität auch wirklich beurteilen kann.
  • Natürlich ist diese Auswahl vollkommen subjektiv. Es steht allen frei, aus dieser Liste Anträge für die Lime-Survey-Umfrage zu übernehmen, sie zu verbloggen oder sonstwas damit zu machen. Wer meine Auswahl blöd findet, darf sich eine eigene Liste zusammenstellen und diese veröffentlichen, das hilft uns allen bei der Meinungsbildung.
  • Eine eigene Liste kann z.B. mithilfe der Liste von Laura zusammengestellt werden, welche die einzelnen Ergebnisse von #JedenTagEinAntrag und ihre eigene Bewertung zusammenfasst oder mithilfe der Liste, welche die einzelnen Liquid-Feedback-Ergebnisse der Anträge darstellt. Der Antragsviewer von Jan Schejbal und die Antragsübersicht im Antragsportal helfen auch bei der Beschäftigung mit den Anträgen.

 

Programmanträge:

Programmantrag:PA001 Transparenzpaket: Lobbyismus, Antikorruption und Sponsoring

Programmantrag: PA053 Freiheit zu Reisen und freie Wahl des Aufenthalts

Programmantrag: PA055 Recht auf Asyl (Artikel 16a GG)

Programmantrag: PA057 Unserer Botschaften und Konsulate als Unterstützer der Reisefreiheit

Programmantrag: PA059 Verbot von Aufsichtsratsmitgliedschaften für Mandatsträger 

Programmantrag: PA092 Grundnahrungsmittel sind keine Spekulationsobjekte

Programmantrag: PA174 NEU-Bewertung der Blutspende-Ausschlusskriterien durch Bundesärztekammer

Programmantrag: PA176 Unverzügliche Bearbeitung von Asylanträgen

Programmantrag: PA188 Umweltpolitische Ziele (Wahlprogramm 2013)

Programmantrag: PA240 Rezeptfreie Abgabe der “Pille danach“ 

Programmantrag: PA353 Flucht aufgrund von geschlechtlicher und sexueller Orientierung ist als Asylgrund ernstzunehmen!

Programmantrag: PA398 AG Gesundheitspolitik – Beschneidung: Ein Auslaufmodell im Rechtsstaat 

Programmantrag: PA403 Wahlrechtsvorschlag von Mehr Demokratie e.V. ins Wahlprogramm 

Programmantrag: PA440 Flüchtlinge und Migranten_innen – Asylpolitik – Bleiberecht

Programmantrag: PA443 Flüchtlinge und Migranten_innen – Asylpolitik – Ausländerbehörde

Programmantrag: PA445 Flüchtlinge und Migranten_innen – Asylpolitik – Arbeitserlaubnis

Programmantrag: PA446 Flüchtlinge und Migranten_innen – Asylpolitik – Ausbildung / Studium

Programmantrag: PA447 Flüchtlinge und Migranten_innen – Asylpolitik – Residenzpflicht

Programmantrag: PA449 Flüchtlinge und Migranten_innen – Asylpolitik – Medizinische Versorgung

Programmantrag: PA453 Flüchtlinge und Migranten_innen – Asylpolitik – Unterbringung 

Programmantrag: PA454 Absenkung des aktiven Wahlalters auf 16

Programmantrag: PA457 Transparenz des Staatswesens – Staatsanwaltschaften und Polizei

Programmantrag: PA466 Thesen für ein demokratischeres Wahlrecht auf Bundes- und Landesebene

Programmantrag: PA545 Netzneutralität mit klaren Regeln sicherstellen

Programmantrag: PA615 Unterbringung von Asylbewerbern in gewöhnlichen Wohnungen

 

Satzungsänderungsanträge:

Satzungsänderungsantrag: SÄA008 Voranstellung einer Unvereinbarkeitserklärung als Präambel der Satzung

Satzungsänderungsantrag: SÄA009 Voranstellung einer Unvereinbarkeitserklärung als Präambel der Satzung (Alternative)

Satzungsänderungsantrag: SÄA015 Streichung von Mitgliedern

Satzungsänderungsantrag: SÄA017 Informationsfreiheit in die Satzung 

Satzungsänderungsantrag: SÄA038 Reform der Schiedsgerichtsordnung

Satzungsänderungsantrag: SÄA041 Die ständige Mitgliederversammlung als Organ der Piratenpartei Deutschland 

#JedenTagEinAntrag: PA466 Für ein demokratischeres Wahlrecht auf Bundes- und Landesebene

Gastbeitrag von Miriam Seyffarth

Der Antrag:

Der Antrag PA466 Thesen für ein demokratischeres Wahlrecht auf Bundes- und Landesebene ist von Monika Belz eingereicht worden, basiert aber auf einem Antrag vom BPT 2012.1 aus der Feder von Dr. Simon Weiß und Eberhard Zastrau.

Der Antrag schlägt verschiedene Veränderungen des bestehenden Wahlrechts vor, so soll z.B. die Möglichkeit gegeben werden, Stimmen zu kumulieren und zu panaschieren, Mehrmandate-Wahlkreise und Ersatzstimmen sollen eingeführt werden.

Was für den Antrag spricht:

  • Dass er auf Initiativen und Thesen des Vereins “Mehr Demokratie e.V.” basiert.
  • Dass in Bremen und Hamburg  bereits vergleichbare Wahlrechtsänderungen erfolgreich eingeführt wurden.
  • Dass bereits nach kurzem Nachdenken klar ist, dass diese Reformvorschläge zu einer weitergehenden Demokratisierung beitragen werden, da der Wählerwillen so wesentlich differenzierter und genauer ausgedrückt und diesem auch entsprochen werden kann.

Die Konkurrenzanträge:

Bereits zum BPT 2012.1 wurden eine Reihe von konkurrierenden Vorschlägen eingebracht, wie z.B. der auch diesmal wieder eingereichte Antrag PA403 “Wahlrechtsvorschlag von Mehr Demokratie e.V. ins Wahlprogramm”  von Andi Popp. Der Unterschied zwischen den beiden Anträgen erscheint mir gar nicht so groß, der Antrag von Andi übernimmt einfach eins zu eins die Vorschläge von “Mehr Demokratie e.V.” während Eberhard diese ein klein wenig abgeändert und (seiner Meinung nach) vereinfacht hat. Mit beiden Anträgen kann ich gut leben, beide halte ich für eine große Verbesserung des derzeitigen Wahlsystems.

Beim Überfliegen des Antragsportals für den #BPT122 habe ich gesehen, dass es auch noch eine ganze Reihe andere Anträge gibt, welche entweder kleine konkrete Änderungen des bestehenden Wahlrechts fordern, oder im Prinzip auf das gleiche hinauslaufen, wie der Antrag von Eberhard. Sucht einfach mal im Antragsportal nach “Wahlrecht”, dann findet Ihr alle diese Anträge.

Allein in den Anträgen PA531, PA543, PA068, PA183 und PA 308 stehen Teile oder gleich dieselben Forderungen wie in dem Antrag von Eberhard. Meistens aber wirrer formuliert, mit zuviel Geschwafel garniert oder unterkomplex.

Fazit:

Wenn wir uns alle einig sind, dass wir beispielsweise Kumulieren und Panaschieren einführen wollen, dann lasst uns den Antag von Eberhard (oder wahlweise den von Andi Popp) positiv abstimmen, da dieser meiner Meinung nach am klarsten und am gründlichsten durchdacht ist. Außerdem ist dieser Antrag WIRKLICH gut abgehangen, da er bereits vor dem letzten BPT durchs Liquid gegangen ist. Es gibt daher schlagende Gründe, diesen Antrag anderen vorzuziehen, welche mal eben so zusammengeschrieben sind, nicht durchs Liquid gegangen sind und relevante Aspekte entweder nicht gut genug formuliert oder nicht berücksichtigt haben.

 

PS: In Memoriam Eberhard Zastrau:

Eberhard Zastrau ist am 22.05.2012 gestorben. Er hat uns eine Fülle von Anträgen im Liquid und in unseren Parteiprogrammen beschert. Auf dem Blog des LV Berlin findet Ihr einen Nachruf, auf der letzten Landesmitgliederversammlung Berlin wurden auch ein Nachruf und eine Gedenkminute für ihn abgehalten. Auf dieser Wikiseite sind Anträge gesammelt worden, welche nicht mehr zu Eberhards Lebzeiten auf Bundesparteitagen abgestimmt werden konnten. Monika Belz hat sich dankenswerterweise die Mühe gemacht, etliche davon für den anstehenden #BPT122 erneut einzureichen, vielen Dank dafür! Eberhards Anträge haben sich immer dadurch ausgezeichnet, dass sie durchs Liquid gegangen sind und klar und deutlich formuliert waren.

 

 

#JedenTagEinAntrag: PA454 Absenkung des aktiven Wahlalters auf 16

Gastbeitrag von Miriam Seyffarth

Der Antrag:

Der Antrag PA454 Absenkung des aktiven Wahlalters auf 16  von Ulrich Schlicker fordert die Absenkung des aktiven Wahlrechts bei Bundestags- und Europawahlen auf das vollendete 16. Lebensjahr.

 

Was dafür spricht:

Es gibt viele Gründe, warum wir uns für eine Absenkung des Wahlalters oder noch besser gleich für ein Kinderwahlrecht (Wahlalter ab 0 mit Willenserklärung zum Wählen bei selbstständiger Eintragung in ein Wahlregister) fordern sollten: Es ist demokratischer. Es trägt zu einem Interessenausgleich zwischen den Generationen bei. Wir können nicht ernsthaft vertreten, dass ein Großteil der Menschen in diesem Land seinen Willen nicht durch Wahlen kundtun kann. Die Gegenargumente können meiner Meinung nach alle entkräftet werden (“Kinder wissen nicht, was sie tun, sind leicht beeinflussbar” – “Das trifft auf den Großteil der erwachsenen Wähler auch zu.”) Eine außerordentlich fundierte Argumentation für ein Kinderwahlrecht findet Ihr hier.

 

Die Kontroverse:

Der LV Berlin hat sich im Wahlprogramm für die Wahl zum Abgeordnetenhaus 2011 für ein Wahlrecht ab Geburt ausgesprochen. Die Abstimmung war knapp. Auch diverse andere Lvs haben seitdem über Anträge zu einer Absenkung des Wahlalters diskutiert und abgestimmt. Jedes Mal hat sich gezeigt, dass das Thema weiterhin sehr kontrovers ist und lange Debatten und knappe Abstimmungen mit sich bringt. Ich persönlich bin für ein Wahlalter ab Geburt. Da mir aber klar ist, dass das sowohl innerparteilich als auch mit den anderen Parteien schwer durchzusetzen ist, bin ich erstmal auch mit einer Absenkung auf 16 Jahre zufrieden. Das betrachte ich als einen Teilgewinn und einen Schritt auf dem Weg zu größerer Demokratisierung.

 

Was ich noch schöner gefunden hätte:

 

Fazit:

Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre ist besser als nichts, hat vermutlich auch eine größere Chance auf eine Mehrheit und eine Aufnahme ins Wahlprogramm als ein radikalerer Antrag. Bitte stimmt für diesen Antrag!

 

#JedenTagEinAntrag: SÄA017 Informationsfreiheit in die Satzung

Gastbeitrag von Miriam Seyffarth

 

Der Antrag:

Der SÄA017 Informationsfreiheit in die Satzung von Dr. Simon Weiß fordert, dass wir uns die Informationsfreiheit in die Satzung schreiben, d.h. dass die Piratenpartei allen natürlichen und juristischen Personen gegenüber auskunftspflichtig sein soll.

Der Antrag ist kompakt und gut verständlich geschrieben und geht auch darauf ein, welche Unterlagen auf welche Weise zugänglich sein sollen, in welchen Fällen Ausnahmen gelten und wer darüber entscheidet.

 

Die Begründung:

Die Begründung ist absolut schlagend und ich kann mir nicht vorstellen, wie da nicht sofort alle überzeugt sein sollten:

“Wir wollen das mit der Transparenz machen und dabei auch mit uns selbst anfangen. Das spiegelt sich aber zur Zeit nicht hinreichend in unserer Satzung wieder. Als Partei sind wir eine Organisation von Verfassungsrang mit definierten Aufgaben innerhalb der staatlichen Ordnung und werden in nicht unwesentlichem Ausmaß staatlich finanziert. Daraus leitet sich eine Rechenschaftspflicht gegenüber der Allgemeinheit ab.

Das Mindeste was wir für uns selbst umsetzen sollten, ist ein Auskunftsanspruch wie er für Behörden in Informationsfreiheitsgesetzen und -satzungen festgeschrieben ist. […]”

Der Berliner LV hat gleichlautenden Antrag bereits seit September in der Satzung.

 

Fazit:

Der Antrag ist so gut geschrieben, so einleuchtend, logisch und sinnvoll, dass ich vor Glück weinen möchte. Wenn es heißt, wer dafür stimmen würde, bitte ich Euch um ein “und die Hände zum Himmel”.

Dafür. Dafür. Dafür.

#JedenTagEinAntrag: PA465 “Retten von Lebensmitteln straffrei, Vernichten von Lebensmitteln mit hoher Abfallgebühr bestrafen”

Gastbeitrag von Miriam Seyffarth

 

Der Antrag:

PA465 Positionspapier von Steffen Hannemann und Birgiene Uhl “Retten von Lebensmitteln straffrei, Vernichten von Lebensmitteln mit hoher Abfallgebühr bestrafen” ist für mich ein Beispiel für: Tolle Intention, leider nicht so toller Antrag. Das Thema ist mir aber ziemlich wichtig, daher stelle ich Euch den Antrag und meine unentschiedene Meinung dazu vor:

 

Hintergrund:

Immer mehr Menschen in Deutschland leben unterhalb der Armutsgrenze und sind daher z.B. auf die Tafeln angewiesen, um sich und ihre Familien ernähren zu können. Währenddessen werfen Supermarkt-Ketten immens große Mengen von Nahrungsmitteln, welche noch verzehrt werden könnten, weg, weil sie fast oder bereits das Verfallsdatum überschritten haben. Einige wenige Supermärkte spenden Teile dieser zum Wegwerfen bestimmten Lebensmittel an die Tafeln. Vor diesem Hintergrund hat sich ein Phänomen entwickelt, welches “Containern” genannt wird: Menschen durchsuchen die Abfallcontainer hinter den Supermärkten nach noch genießbaren Lebensmitteln. Die Supermärkte gehen dagegen vor, indem sie die Abfallcontainer verschließen oder ätzende Substanzen in die Container geben. Das Containern gilt als Diebstahl und wird von den Supermärkten zum Teil zur Anzeige gebracht.

Vielfach wird daher gefordert, dass das Containern straffrei sein soll und die Supermärkte dazu verpflichtet werden sollen, ihre Lebensmittelabfälle zugänglich zu machen oder an Tafeln zu spenden, das Wegwerfen der Lebensmittel soll mit Strafen belegt werden.

 

Problem:

Es ist ein ziemlich komplexes Thema, bei dem viele Aspekte bedacht werden müssen und es keine ganz einfachen sinnvollen Lösungen gibt. Es muss auf der einen Seite anerkannt werden, dass die Supermärkte nach Gewinn streben, und es für sie nicht sinnvoll ist, Lebensmittel zu verschenken, wenn die Menschen dann nicht mehr bei ihnen einkaufen. Bei manchen Lebensmitteln wie z.B. tierischen Produkten ist die Gefahr auch größer, dass man Verdorbenes verzehrt, es muss also genauer auf das Verfallsdatum geachtet werden, Tafeln nehmen daher z.B. keine solchen Spenden an. Es muss auch geprüft werden, dass Supermärkte nicht verklagt werden können, wenn jemand nach dem Genuss von verdorbenen Lebensmitteln eine Lebensmittelvergiftung erleidet. Gleichzeitig muss nach einer Lösung gesucht werden, wie man die Lebensmittel, die noch genießbar sind, Menschen in Not in einer für alle tragbaren Kompromisslösung zuteilen kann.

 

Fazit:

Ich halte die Forderung, dass das Containern straffrei sein sollte, für sehr sinnvoll. Das Vernichten von Lebensmitteln ist ein Problem, es stellt sich aber die Frage, ob es so leicht mit dem Auferlegen einer Strafe gelöst werden kann. Mal ganz davon abgesehen, dass auch kein Hinweis gegeben wird, was „eine hohe Abfallgebühr“ sein soll und in welchen konkreten Fällen sie verhängt werden soll. Der Antrag ist unterkomplex und bedenkt wichtige Aspekte zu wenig, geht aber in die richtige Richtung.

Meine Meinung zu dem Antrag ist daher hin- und hergerissen: Da der Antrag nur ein Positionspapier ist, würde es uns nicht weh tun, ihn zu beschließen, er taucht nicht im Wahl- oder Grundsatzprogramm auf. Wir können ihn als Arbeitsauftrag betrachten, uns weiter mit dem Thema zu beschäftigen und differenziertere Positionen dazu auszuarbeiten. Die Abstimmung über das Positionspapier wäre also so eine Art Meinungsbild, ob wir uns weiter in diese Richtung engagieren wollen.

Er ist aber andererseits wirklich nicht besonders gut aufgestellt oder durchdacht. Und eigentlich möchte ich auch nicht, dass wir schlechte Anträge beschließen. Eine Ablehnung auf dem Parteitag könnte ich daher gut verstehen und mittragen. Schade, dass es nicht geklappt hat, einen besseren Antrag zu dem Thema zu schreiben, vielleicht beim nächsten Mal.

#JedenTagEinAntrag – SÄA018: Vorstände haben sich nicht zu Personen zu äußern

Worum geht es?

Die Autorin will „Themen statt Köpfe“ per Satzungsänderung erzwingen:

Der Bundesparteitag möge beschließen, den Satzungsabschnitt A um einen neuen Paragrafen zu erweitern, der folgendes besagt:
Es ist Vorständen der Piratenpartei nicht gestattet, sich in ihrer Funktion als Vorstände offiziell zu Personen, insbesondere innerhalb der Partei, zu äußern.

Ist das eine gute Idee?

Öm.

Nein.

Next!

Sieht das jemand anders?

Weiss nicht? Vielleicht einer von den 30 Leuten, die es nicht geschafft haben, die Ini übers Quorum zu heben?