Sehr geehrter Bundesvorstand,
liebe Stephanie,
liebe Piraten
ich lege hiermit meine Beauftragung als Projektleiterin der Bundeskiste und alle weiteren möglicherweise noch vorhandenen Beauftragungen mit großem Bedauern nieder.
Aus meiner Perspektive stellt sich der so genannte Orgastreik folgendermassen dar:
Menschen, die für die IT der Piratenpartei verantwortlich waren, haben die IT-Infrastruktur #ausgründen lahmgelegt.
Entweder haben sie dies eigenmächtig getan. Das wäre ein Vorfall, nach dem in der freien Wirtschaft die Handschellen geklickt hätten.
Oder sie haben auf Anweisung des Bundesvorstandes oder eines oder mehrerer Mitglieder des Bundesvorstandes gehandelt.
Desselben Bundesvorstandes, der mir gegenüber als PL Bundekiste weisungsbefugt ist.
Desselben Bundesvorstandes, aus dem mindestens ein Mitglied den Streikenden ihren „größten Respekt“ für die Aktion ausdrückt (Hervorhebung durch mich):
Ja, der #Orgastreik tat weh. Die Initiatoren sind sich dessen bewusst. Bedenkt, in welcher emotionalen Notlage sie sich befinden müssen, wenn sie zu solch einem drastischen Mittel greifen!
Ich bewundere den Mut dieser Menschen und spreche ihnen meinen größten Respekt aus!
Ich habe in den letzten Tagen vergeblich versucht, Leuten zu erklären, dass die IT-ler unter den Orgastreikenden quasi den Hippokratischen Eid der Admins verletzt haben, aber ich scheine nicht durchzudringen. Ich nehme an, diese Nachricht wird erst wirklich ankommen, wenn die ersten Orgastreikenden feststellen, dass sie aufgrund dieses Vorfalls für bestimmte Jobs nicht mehr in Frage kommen.
Ich kann es mir beruflich nicht leisten, für eine Organisation zu arbeiten, in der Sabotage an IT-Systemen nicht nur stattfindet, sondern auch noch als legitimes Mittel für *irgendwas* akzeptiert wird.
Ich bin Webentwicklerin, und habe in dieser Eigenschaft unter anderem Online-Mitgliedsformulare für eine große Krankenkasse implementiert. In dieser Zeit hatte ich Zugriff auf die Art von Daten, die Menschen halt über’s Internet verschicken, wenn sie Mitglied einer Krankenkasse werden wollen.
Dafür, dass Firmen mir im Umgang mit solchen Daten vertrauen, ist eine unbefleckte Reputation unabdingbar.
Ich hatte die Projektleitung für die Bundeskiste inne. Ein Projekt, für das Stephanie das verantwortliche Mitglied des Bundesvorstandes ist (ja, dieselbe, die die Streikenden für ihren Mut bewundert!) und dessen Projektleitung ich mir mit einem weiteren Unterzeichner des Orgastreikes teile.
Ich kann es erstens unter diesen Umständen nicht verantworten, Mitgliedsdaten der Piraten zu verarbeiten (darunter ja auch meine eigenen) und zweitens *muss* ich damit rechnen, dass das alles auch auf mich zurückfällt.
Dass es aussieht, als würde auch ich es gutheissen, dass IT-ler ihnen anvertraute Systeme sabotieren.
Es tut mir leid, ich kann nicht anders, als mich schnellstmöglich von der IT der Piratenpartei abzugrenzen.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela Berger